Auf der Suche nach dem Patriacher Stolln

Aufgerüttelt durch eine im Internet veröffentlichte Ausschreibung für Untersuchungsarbeiten eines „Tagesbruchs am Patriacher Stolln“ in Bochum, habe ich mich auf die Suche nach der Lage dieses Stollens gemacht.

Bislang war mir diese Zeche völlig unbekannt.

Nachschlagen im Buch von „Joachim Huske, die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier“ führte zu ersten Hinweisen, dass es diese Zeche tatsächlich gegeben hat. Nur scheint der Betrieb über das 18.Jahrhundert nicht hinaus gegangen sein.

Auf den Flözkarten ist das Bergwerk nicht verzeichnet. Nochmaliges Studium und Aufschreiben aller benannten Stollen in HUSKE und PFLÄGING führte zu folgender Auflistung (sortiert nach dem Alter)

  • Alten Stolln von Prinz Kater 1733
  • Alte Mißgunst Stollen = Glücksburg Oberstolln <1745
  • Neue Mißgunst-Stollens 1754
  • Alter Stollen von Gottesglück <1762
  • Stollen Gottesglück 1762
  • Neuer Glücksburger Stolln 1767
  • Unvermuthetglück-Stollen 1767
  • Prinz Kater-Stolln 1783
  • tiefer Unvermuthetglück-Stollen = Neue Mißgunst Erbstollen 1782
  • Gottesglück Erbstollen 1789
  • Glücksburger Erbstollen 1838
  • Julius Philip Erbstollen 1839

Dann habe ich in meiner Sammlung das Flöz Patriarch gefunden. Allerdings sind es eigentlich 2 Flöze. Getrennt durch einen Bergepacken. Das Flöz Hugo.

Die Geschichte der Zeche Patriarch / Patriarche:

Am 2. Februar 1744 wurde das Grubenfeld Kleine Patriarch an eine Gewerkschaft von Röttger Pohle und Konsorten verliehen. Röttger Pohle war auch der Schichtmeister.

Sie erschürften ein Flöz im „Steinkuhler Holze an der Loderbecke bei der Laer-Heide�. Das Flöz wurde zu einer 1 Fundgrube und 6 Maßen nach Westen verliehen. Die Vierung wurde jedoch ins Liegende vermessen. Denn hier war das Flöz Große Patriarch, was sich innerhalb der Vierung befand.

Betrieb ist einmal aus dem Jahre 1754/55 bekannt.

Erst 1812 wurden die Grubenfelder im Zuge der Konsolidation „Vereinigte Neue Mißgunst“ wieder behandelt. Sie wurden von der Zeche Neue Mißgunst, als zu ihr gehörig bezeichnet.

Bis zur Konsolidation mit der Zeche Julius Philip war die Zeche Ver. Neue Mißgunst eine erfolgreiche Stollenzeche.

Die Steinkohlenflöze der Bochumer Schichten strichen hier von Nordosten nach Südwesten. Nach der Einheitsbezeichnung handelt es sich um die Flöze der Bochumer Schichten und damit Fettkohlenflöze.

Nach mehreren Konsolidationen hatte die Zeche zum Schluß Grubenfelder auf einer Länge von ca. 3 km auf diesen Flözen vereinigt.

Hierzu gehörte die Zeche Unvermuthetglück, welche 1767 durch den Freiherrn H. von Ossenbruch erschürft worden war. Sie sollte durch einen anzusetzenden Erbstollen gelöst werden.

Nach der Konsolidation mit der Zeche Neue Mißgunst 1783 und dem Zusammenschluß mit der Zeche Prinz Kater 1812 wurden jeweils alle verliehen Kohlenflöze nochmals aufgeführt. Hierbei tauchen auch 1812 die Flöze Große und Kleine Patriarche nochmal auf.

Die Lösung des Bergwerkes geschah durch den Erbstollen, der als Stollen von Unvermuthet Glück angefangen worden, dann aber unter dem Namen Neue Mißgunster Stollen weiter betrieben worden war. Hierfür war das Erbstollenrecht zwar gemuthet worden, aber die Verleihung unklar, weshalb das Erbstollenrecht 1826 nochmals neu gemutet wurde.

Der Stollen war immer hin schon 1046 m lang geworden. Die Rösche war ca. 37 m lang in Holz ausgeführt und dann auf ca. 146 m in Mauerung gesetzt. Der Stollen führte querschlägig durch festes Gebirge bis zum Flöz Israel und folge diesem dann streichend. Bemerkenswert ist noch die Größe des Stollens. Die betrug nur 1,10 m Höhe und 0,63m Breite. Solche niedrigen Wasserableitungsstollen waren für die Zeit des 18. Jahrhundert nicht unüblich. Da eine Befahrung für die Bergbeamten sehr mühselig gewesen wäre, wurde im Lichtloch 4 eingestiegen.

Zu einer Verleihung kam es jedoch vorerst nicht, da die benachbarte Konkurrenzzeche Glücksburg gegen die Verleihung protestierte. Der Versuch die streitigen Flöze Israel und Jungfer über das Erbstollenrecht zu bekommen war damit vorerst als gescheitert anzusehen.

1833 verglichen sich die beiden Gewerkschaften, der Art, dass die Zeche Vereinigte Neue Mißgunst die Flöze Johannesbank, Jungfer und Israel auf die ersten 15 Lachter bekommen sollte. Im weiteren Verlauf standen sie dann der Zeche Glücksburg zu.

In einem weiteren Streit mit der Zeche Christian, wurde das Grubenfeld bis zum Flöz Große Patriarch und der Mulde begrenzt. Weiter nördlich auf dem Nordflügel der Mulde standen die Flöze der Gewerkschaft von Christian zu.

Auch der letzte Streit mit der Zeche Böckmannsbank um das Flöz Gottfried war bald beigelegt so dass 1837 die Erbstollengerechtigkeit erneut beantragt wurde.

Da das Bergamt den Erbstollen als zweckmäßig ansah und so wurde der Neue Mißgunster Erbstollen sowie die Längenfelder Vereinigte Neue Mißgunst No. I und No II am 12. Oktober 1843 verliehen.

Um diese Zeit wurde jedoch schon der Egmont Erbstollen als Verlängerung des St.Matthias Erbstollen von Osten herangetrieben, um allen Steinkuhler Zechen, vorallem Glücksburg, welche die Kosten aufwändete, die tiefste Wasserlösung für alle Zechen dieser Gegend zu bringen. Dies führte wohl zur Desillusionierung der Gewerkschaft und 1846 wurde der Betrieb auf der Zeche Ver. Neue Mißgunst eingestellt. 1867 wurde ein Tiefbau geplant, jedoch nicht verwirklicht. 1872 verkauften die Gewerken die Berechtsame an die Zeche Julius Philipp , welche auf die Zeche Glücksburg übernahm und zum Tiefbau überging.

Nach dem Zweiten Weltkrieg in der großen Kohlenot wurde an der einen oder anderen Stelle nochmal oberflächennah nach Kohlen gegraben.

Heute ist das ganze Gelände fast vollständig überbaut, die Bäche sind verrohrt bzw. durch Bergbau ausgetrocknet; die Täler durch Parkanlagen verändert die Landschaft durch Anschüttungen verändert. Bergbauspuren sind daher nur sehr selten zu finden. Einzig der Förderturm der Zeche Julius Philipp und der Schacht Anna der Zeche Glücksburg im Lottental sind noch erhaltene Denkmäler.

Wir sind gespannt, welche Erkenntnisse die Sondierungen im alten Patriarcher Stolln bringen werden.

Literatur:
Joachim Huske: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. Daten und Fakten von den Anfängen bis 1997. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Deutsches Bergbau-Museum, Bochum 1998

Kurt Pfläging Steins Reise durch den Kohlebergbau an der Ruhr – Befahrungsberichte mit Karten des Oberbergrats vom und zum Stein durch die östliche Grafschaft Mark. Geiger-Verlag, Horb am Neckar, 1999,

Die Steinkohlenwerkbergwerke der Vereinigten Stahlwerke AG – Prinz Regent Band 1, 1. Teil

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